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Frauen und Männer ticken auch medizinisch unterschiedlich

©PVA

Medizinisches Symposium anlässlich des Weltfrauentages im Rehabilitationszentrum Bad Tatzmannsdorf.

Mit einem medizinischen Symposium zum Thema Frauengesundheit beging man im Rehabilitationszentrum der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) in Bad Tatzmannsdorf den diesjährigen Weltfrauentag. Die Einrichtung im Bezirk Oberwart ist auf Gendermedizin spezialisiert, die eine geschlechtsspezifische Erforschung und Behandlung von Krankheiten umfasst. In den Fachvorträgen des Symposiums konnten diese Unterschiede anhand mehrerer Beispiele aufgezeigt werden.

 

In seiner Begrüßung ging der Generaldirektor der PVA, Dr. Winfried Pinggera, auf diese genderspezifischen Besonderheiten ein. „Es gibt bei vielen Krankheiten unterschiedliche Risikofaktoren und verschieden hohe Risiken, je nachdem welchem Geschlecht man angehört. Und es gibt, je nach Geschlecht, unterschiedliche Behandlungsmethoden. Die individuellen Faktoren erhalten in der Rehabilitation einen immer wichtigeren Stellenwert. Dazu gehört natürlich auch das Geschlecht. Das leben wir jeden Tag in all unseren 17 Eigenen Einrichtungen.“  

 

Der Obmann der PVA, Manfred Anderle, wies in seiner Rede auf die Vorbildfunktion des Rehabilitationszentrums Bad Tatzmannsdorf hin: „Es ist immer unser Ziel zum Wohle der Patientinnen und Patienten zu handeln und auf die persönlichen Bedürfnisse zu achten. Dabei kommt dieser Einrichtung eine besondere Bedeutung zu, denn von den hier gewonnenen Erkenntnissen im Bereich der Gendermedizin können auch andere Häuser profitieren.“

 

Die Fachvorträge der beiden Ärztinnen des Rehabilitationszentrums, der ärztlichen Leiterin Dr.in Jeanette Strametz-Juranek und der Oberärztin Dr.in Sabine Hörist-Kollmann, gingen auf zwei in Österreich sehr stark verbreitete Gefahrenfaktoren und deren geschlechtsspezifische Ausprägungen ein: das Rauchen und das Übergewicht. „Die Zahl der Raucherinnen und Raucher ist im europäischen Vergleich in Österreich immer noch sehr hoch. Auffallend: während der Anteil der rauchenden Männer zwischen 1972 und 2014 von 34 Prozent auf 27 Prozent abgenommen hat, ist er im selben Zeitraum bei den Frauen von 10 auf 22 Prozent deutlich gestiegen. Parallel dazu hat der Lungenkrebs als Todesursache bei den Frauen stark zugenommen. Seit 2016 hat er den Brustkrebs als Krebsform mit dem höchsten Sterberisiko für Frauen abgelöst“, erläuterte Strametz-Juranek.

 

Aber auch in der Form des Tabakkonsums unterscheiden sich die Geschlechter. „Während Männer im Durchschnitt eher „Spiegelraucher“, also regelmäßige Raucher sind, sind Frauen „Spitzenraucher“. Frauen rauchen außerdem in negativen Stimmungen mehr, also bei depressiven Verstimmungen, Ängsten oder Ärger, Männer eher in positiven Stimmungen bei Festen oder in Gesellschaft“, so Strametz-Juranek, die festhält, dass Rauchen für Frauen generell schädlicher ist, als für Männer. Denn durch Östrogene werden die Stoffe rasch in besonders schadhafte Stoffe umgewandelt. Nicht zuletzt wies die Primaria auf den wirtschaftlichen Schaden durch das Rauchen hin. „Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2015 kommt zu dem Schluss, dass sich allein die jährlichen direkten Gesamtkosten durch das Rauchen in Deutschland auf mehr als 25 Milliarden Euro belaufen.“

 

Hörist-Kollmann sprach über neue Erkenntnisse im Bereich der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung. Die häufigste Lebererkrankung der westlichen Welt und führende Ursache für eine Reihe von chronischen Lebererkrankungen entsteht durch Fettansammlungen in Leberzellen. Gefördert wird sie unter anderem durch Übergewicht, falsche Ernährung, Stress und zu wenig Bewegung. Diabetespatientinnen und -patienten sind außerdem besonders häufig betroffen. „Die Zahl der Diabetespatientinnen und -patienten steigt weltweit. Bis 2040 schätzt man die Zahl auf 642 Millionen Menschen. In Österreich ist das Burgenland das Bundesland mit dem höchsten prozentuellen Anteil an diagnostizierten Diabetikerinnen und Diabetikern. Immerhin 6,9 Prozent der Bevölkerung sind betroffen“, betont Hörist-Kollmann.

 

Bezüglich der Geschlechter zeigt sich bei der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung vor allem eine Unterscheidung nach dem Alter. Während in jüngeren Jahren Männer stärker betroffen sind als Frauen, dreht sich dies mit zunehmenden Alter um. „Alter ist hier bei der Frau ein deutlicher Risikofaktor“, so Hörist-Kollmann. Als Maßnahmen empfiehlt Hörist-Kollmann ein Screening bei Personen mit Insulinresistenz und Menschen mit Risikofaktoren. Aber auch präventive und therapeutische Maßnahmen. „Eine Gewichtsoptimierung, Steigerung der körperlichen Aktivität und Ernährungstherapien können bereits kleine Wunder bewirken.“

Zuletzt aktualisiert am 08. März 2019